Presseinformation 13. März 2022
Gesang und Flugeinlagen absolut kostenlos im Haarmoos
Laufen/Saaldorf-Surheim: Wenn die Wiesenbrüter zurückkehren dann ist der Frühling nicht mehr weit. Obwohl heuer bis Mitte März die Nächte frostig waren,
sind die ersten Kurzstreckenzieher angekommen und sichern sich bereits die besten Brutplätze im Gebiet.
Jetzt pressiert es, denn schließlich geht es um den Erhalt der eigenen Art: Wiesenbrüter, wie etwa Großer Brachvogel, Kiebitz, Feldlerche, Bekassine & Co. legen oftmals ein atemberaubendes
Tempo vor, wenn sie sich auf den Weg aus entlegenen Winterquartieren ins Brutgebiet machen.
Als potentieller Lebensraum kommt dem Haarmoos als größtes Wiesenbrutgebiet Südostbayerns eine besondere Bedeutung zu: In dem seit über Generationen extensiv gepflegten Streuwiesenkomplexen
finden die Vögel optimale Bedingungen, um nach dem anstrengenden Rückflug umgehend mit der Fortpflanzung zu beginnen. „Extensiv gepflegt“ bedeutet, dass die erste Mahd frühestens ab Mitte Mai
erfolgt und meist auf derselben Fläche nicht mehr als zwei Mal gemäht wird. Die Wiesenbrüter sind an ein solches Mahd-Regime angepasst und der Erfolg der Jungenaufzucht hängt unweigerlich auch
mit der Ausführung der Arbeiten vor Ort zusammen. Streuwiesen, auf denen der Große Brachvogel bevorzugt brütet, werden sowieso erst spät im Herbst gemäht.
Die Pflegemaßnahmen für diese oft nicht leicht zu bewirtschaftenden feuchten Wiesen und das Engagement der Landwirte und Eigentümer vor Ort,
- seit Jahrzenten im Einfluss naturschutzfachlich agierender Verbände, Behörden und Aktive - erhalten diesen wichtigen Lebensraum und sichern dementsprechend den Fortbestand der
wiesenbrütenden Arten.
Das Haarmoos ist ein richtiges Juwel, auf das die Menschen vor Ort stolz sein können: In diesen Wiesen brüten Vögel, die mittlerweile auf der roten Liste stehen und teils vom Aussterben bedroht
sind. Mittlerweile erfolgen weiterreichende Schutzmaßnahmen durch den Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land e.V. und den Landesbund für Vogelschutz durch großangelegte
Elektrozaunanlagen. Diese sollen die brütenden Vögel und deren Gelege zumindest vor den Raubsäugern wie Fuchs, Marder & Co schützen. Über die nächsten Jahre hinweg will man das Projekt weiter
verfolgen und hofft so dem Abwärtstrend entgegen zu steuern.
Auch für die Erholung des Menschen spielt das Haarmoos mit dem angrenzenden Abtsdorfer See eine gewichtige Rolle und wurde 1979 als Land-schaftsschutzgebiet anerkannt. Europaweiten Schutzstatus
erhielt es 2004 als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) wegen bedeutsamer Biotope und Arten für das europäische Naturerbe „Natura 2000“.
Mit ein wenig Glück und zur richtigen Zeit können die artistischen Flugeinlagen der Kiebitze, das Meckern der Bekassine oder die Balzflüge und ein-drucksvollen Rufe des Großen Brachvogels gehört
und beobachtet werden. Die seit 2009 installierte Aussichtsplattform gibt einen weiten Einblick ins Zentrum des Haarmooses und lädt förmlich zur Vogelbeobachtung ein, sodass man an der Natur
teilhaben kann ohne dabei zu stören. Denn Wiesen-brüter sind scheue Lebewesen und reagieren auf Störungen häufig mit der Aufgabe der Bruten. Daher ist es besonders wichtig, speziell in der
Brutzeit die Wege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu führen und nicht in die Wiesen laufen zu lassen.
1987 erließ das zuständige Landratsamt Berchtesgadener Land eine Verordnung zur Regelung des Betretungsrechts – das Verlassen der Wege
ist in der Zeit von 20. März bis 15. Juni verboten, ebenso das Betreiben von Flugmodellen und anderen Flugkörpern.
Wer mehr Informationen rund um die Wiesenbrüter und den umfangreichen Arbeiten zum Schutz der Vögel und des Haarmooses erhalten möchte, kann am 19. März und am 9. April an einer kostenlos
geführten Exkursion zusammen mit der Wiesenbrüterbeauftragten Melanie Tatzmann teilnehmen. Beginn jeweils 8.00 Uhr, Treffpunkt an der Infotafel am Parkplatz Seethal / Abtsdorfer See.
Infos auch unter LBV Telefon 08682 9559710.